Altstadt von Kuchentopia

Es herrschte Stille zwischen uns.
Wir trotteten durch die Gassen.
Ich liebte die Dunkelheit. Und diese Stille. Diese unheimliche Stille, die einen glatt in den Wahnsinn treiben konnte und diesen auch praktisch auffressen könnte.
Es war das reinste Paradies für Zwielichte Gestalten wie mich.
Licht brauchte ich nicht, ich war ein Dämon, der sich im Dunklen orientieren konnten.
Katzen miauten, doch ich ignorierte es gekonnt.
Auch wenn mich diese Tiere faszinierten, da diese recht schöne Tiere waren, momentan wollte ich keine Schwäche zeigen, indem ich diese Wesen vergötterte.
Yoseis Kichern riss mich aus den Gedanken und ich sah zu ihr.
"Wieso kicherst du so?" wollte ich wissen.
Dann fragte sie mich etwas.
"Wir leben in einer Zeit, wo es praktisch überall Dämonen oder andere Wesen gab. Irgendwas werden wir ja finden, was du brauchst."
Ihre Worte erheiterten mich ein wenig, ich ließ meine Hände in meine Taschen verschwinden und sah sie grinsend an.
"Nun, das müsste dann wirklich teuer werden... Und ich weiß nicht, ob du es dir leisten könntest~" neckte ich sie.

Mit rollenden Augen kam ich zum Stehen und blickte Yosei an.
"Mensch... Wie ich schon sagte, billig wird es nicht." sagte ich klar heraus und ging weiter. Dann erwähnte sie 'Kitty-chan'. Kurz musste ich überlegen, wer das nochmal war.
"Meinst du dieses Mädchen, was bei Chris rumhing?" fragte ich zur Sicherheit und sah verwirrt drein. Aber ich wusste, dass sie diesen Tiermenschen meinte.
Ich war noch in Gedanken versunken, als Yosei mich wiedermal aus den Gedanken riss - indem sie schrie.
Ich reagierte etwas langsam und sah, wie sie auf den Boden krachte.
Es herrschte Stille, ehe ich zu einem breiten Grinsen auf sie herab sah.
"Alles in Ordnung?" fragte ich amüsiert, die Hände immer noch in der Hosentasche.

Ich beobachtete sie und war innerlich enttäuscht. Ich hätte erwartet, dass sie mich um Hilfe bat, dann hätte ich zumindest zurückfragen können, was sie bereit wäre, zu 'bezahlen'. Aber das war es, was sie von anderen Mädchen Unterschied:
Sie tat so, als wäre nichts und wollte auch keine Hilfe. Sie war selbstständig in dem Sinne.
Das einzige, was ich danach rausbrachte war ein "Oh"... und mit diesem Wort beendeten wir das Thema 'Kitty-chan'.
"Hm..." machte ich, als sie auf die Bezahlung kam. Eigentlich fiel mir nichts gescheites ein, was den Wert meiner Zähne gleich machte.
Seufzend sah ich sie an.
"Keiner von uns verliert was? Doch. Ich meine wertvollen Zähne!" knurrte ich und seufzte nur.

"Trotzdem!" sagte ich wie ein trotziges Kind.
"Zähne sind wertvoll für Dämonen! Ich kann dir nicht einfach mal so ein Zahn geben!" knurrte ich und stemmte die Hände in die Hüften.
"Naja..." murmelte ich, als sie es sagte.
"Wie es scheint, hats nicht funktioniert." gab ich zu und erwiderte ihr Grinsen.
Sie war nicht dumm. Das mochte ich. Sonst wäre ich wohlkaum bei ihr.

Ihr nur zur Antwort seufzend, folgte ich ihr.
"Wie wärs mit meinen Ursprünglichen Plan? Dämonen verprügeln!"
zischte ich nur und starrte auf den Boden.
Erneute wunderbare Stille war zwischen uns. Auch wenn ich der Einzige war, dem dies wohl gefiel, wollte ich dennoch nicht die ganze Zeit schweigen.
Ich sah zu Yosei und grinste.
"Was hattest du nochmal an Zähnen?" wollte ich wissen.
Wenn wir schon in der Stadt waren und nicht Dämonen sahen, könnten wir immerhin andere Zähne sammeln.

Ich lauschte ihr und dabei achtete ich auf den Weg vor mir.
"Was heißt denn 'fast'? Wessen Zahn wolltest du?" fragte ich belustigt. Die Vorstellung, Yosei vor einem Vampiren stehen und betteln zu sehen, war einfach nur unbeschreiblich komisch.
"Also sonst nichts?" fragte ich anschließend, eine Augenbraue hebend, auch wenn sie es nicht sah.
"Wie armselig. Wann hast du denn mit dem Sammeln angefangen?"
Die Gasse teilte sich auf und ich blieb stehen.
"Hm..." machte ich und sah mich um. Einfach geradeaus zu gehen war langweilig.
Und wenn wir schon außerhalb des Schulgebäudes waren, dann könnten wir auch ein wenig Spaß haben.
Ohne zu Antworten bog ich in die linke Gasse ab.

Ich verengte die Augen.
"Na super..." knurrte ich nur. Wie kam man überhaupt auf diese glorreiche Idee, Zähne sammeln zu wollen? Okay, Yosei war kein richtiges Mädchen, weswegen sie sich davor auch nicht ekelte.
Ich betrachtete die Gegend, während wir immer tiefer in die Gasse gingen.
"Angst?" fragte ich nur, als Yosei mich das fragte.
"Musst du ja nicht, solange du bei mir bist." sagte ich, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, dass sie die Dunkelheit nicht so sehr liebte wie ich es tat. Aber mir war es eigentlich auch egal.
"Nö... Aber das ist doch eine Gelegenheit, die Gegend zu erforschen!" sagte ich nur grinsend.
"Denn schließlich gibt es wenige Orte mit recht interessanten Namen..."

Ich hob eine Augenbraue, als ich sie reden hörte. Natürlich hatte sie Angst. Ich roch es praktisch. Dennoch ließ ich sie in ihren Glauben, dass ich glaubte, dass sie keine Angst hatte.
"Solch eine Dunkelheit..." murmelte ich und ging langsamer. Eine Hand streckte ich nach der Dunkelheit vor mir aus und lächelte sanft, mich nicht zu Yosei umdrehend.
"Sie ist wunderbar... so ruhig... und verschluckt alles..." schwärmte ich mit einer recht tiefen Stimme. Ich ließ meinen Arm sinken, als Yosei mich auf die Namen ansprach.
"Na dieser ganze Ort ist doch komisch. Kuchentopia... Welcher Idiot kam auf diesen Namen?" wollte ich wissen. Als Chris mir von diesem Ort erzählt hatte, musste er mich ernsthaft davon überzeugen, dass dieser Ort echt so hieß.

"Natürlich..." murmelte ich nur und grinste.
"Du nicht? Es ist einfach die Schönheit der Schwärze, die sich in in den Herzen der Lebenwesen einnistet und für herrliche Gefühle sorgt!" sagte ich und mein Grinsen wurde breiter. All die Mordlust und der Zorn auf dieser Welt... Im Gegensatz zu meinem Bruder mochte ich sie wirklich. Es machte Spaß, seine Wut an jemanden auszulassen, der es nicht verdient hatte zu leben.
"Hmmm Möglich." sagte ich nur und ging weiter.
Die Gasse blieb dunkel und ich nickte dann.
"Können wir machen." Bibliotheken...
Ich mochte sie nicht. Sie waren voller Menschen, aber trotzdem ruhig. Naja, aber mich machte die Entstehung dieses Ortes recht neugierig, also würde ich einmal dahin gehen.

Diese Stille war herrlich.
Nicht nur weil Yosei nun still war und mich nicht mehr um Zähne anbettelte.
Es war einfach beinah wie der Seelenfrieden, von denen manche gesprochen hatten. Ich liebte die Dunkelheit.
Etwas heller wurde es schon, aber es war kein deutlicher Unterschied zu vorher. Eigentlich wäre dieses Wetter super für jemanden wie mich. Ich hoffte nur dass Kanon sich wieder nach innen begeben hatte, denn er mochte kein Regen, soviel ich wusste.
Ich spürte nach einigen Schritten einen Tropfen und blickte nach oben. Es begann zu regnen. Leicht grinsend drehte ich mich zu Yosei um, welche begann zu fluchen.
"Stell dich nicht so an, du bist nicht aus Zu-!"
Auf einmal fing es an zu gewittern. Ich zuckte zwar zusammen, aber es konnte nicht besser werden. Ich LIEBTE Gewitter überalles.
Jedoch schien meine Begleiterin dies nicht zu empfinden.

Ich rollte mit den Augen.
"Ach ja..." murmelte ich nur und genoß den Regen.
Ihre Frage war ein Zeichen, dass sie Angst hatte.
Angst...
Dieses Gefühl kannte ich nicht. Aber früher... Verschleierte Erinnerungen an die Vergangenheit.
Ich zog meinen Umhang aus und warf ihn über Yoseis Kopf.
Dann nahm ich murrend ihre Hand und ging weiter durch die Gasse.
Auch wenn es mir gefiel, sie zu ärgern, sie war meine Freundin und Freunde ließ ich nicht leiden.

Ich zuckte nur mit den Achseln, als sie sich bedankte.
Den Druck an den Händen verstärkte ich einwenig.
Ich wollte sie ja nicht auf dem Weg verlieren, das wäre mühsam sie wieder aufzugabeln.
Mein Weg führte mich aus der Gasse heraus, auf eine etwas weniger tote Straße. Dort sah ich mich um und steuerte auf eine Markise zu, damit wir uns drunterstellen konnten. Gleichzeitig hatte sie mich dann gefragt.
Ich sah zu ihr.
"Nein. Einem Dämon wird nie kalt!" sagte ich mit einer relativ ruhigen Stimme.