Klassenraum C-2

"So eine Scheiße~!" fluchte ich nur und schnaubte.
Die ganzen Klassenräume waren bis vor Kurzem alle sauber... als noch Ferien waren.
Und jetzt hatten sie alle eine Schweinerei hinterlassen, die ICH, ja ICH, der Hausmeister, versorgen konnte. Wenn ich die Verantwortlichen in die Hände bekam, dann würden sie es nie wieder wagen, etwas zu versauen.
Ich schrubbte mit meinem Wischmob den Boden und trat dabei einige Tische unsanft zur Seite, da ich ziemlich genervt war... wie immer sonst.
"Solche kleine Ratten..." fauchte ich weiterhin, auch wenn mir niemand zuhörte. Weshalb auch? Es war besser alleine zu sein. Ich war immer auf mich allein gestellt und würde es wahrscheinlich auch immer sein.

Ich war gerade in meinem Wahnsinn, den Dreck wegzumachen, als ich Schritte hörte. Eigentlich war es mir egal, dann lief eben ein dahergelaufener Streuner an dieses Zimmer vorbei. Aber irgendwie verstummten die Schritte und entfernten sich nicht, wie sie es eigentlich sollten.
Als ich ein leises Stimmchen hörte und mich umdrehte.
Ich hatte meinen Kopf leicht schief gelegt, als ich einen Jungen mit Katzenohren an der Tür entdeckte. Meine Augen wurden zu Schlitzen.
Der Zwerg wollte mir helfen?
Ich stützte meinen Arm auf den Stiel des Wischmops und seufzte.
"Sollten kleine Kinder wie du nicht im Bett sein?" fragte ich richtig angepisst.
Gerade hatte ich vor mich hin geflucht, nun konnte ich mich wieder mit jemand anderes auseinander setzen.

"Oh? Ein bellendes Hündchen, wie beeindruckend. die meisten haben Angst vor mir, aber du scheinst entweder lebensmüde zu sein... oder du kennst mich nicht."
sagte ich einfach und musterte ihn. Eigentlich sah er ziemlich gut aus. Die Ohren strahlten eine Art Faszination auf mich aus, aber ich verbarg es gekonnt.
Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust.
"Wer hat dich Kleines Würstchen denn um Hilfe gebeten? Habe ich nach Hilfe geschrien?" fragte ich und kam direkt auf ihn zu, das Gesicht zu ihm ganz nah gebeugt.
"Nein, hab ich nicht. Also verzieh dich!" knurrte ich, wandte mich um, um weiter zu machen.

Ich hob eine Augenbraue.
Der Kleine hatte Mumm. Aber wenn er von mir schon genervt war, wie ich von ihm, wieso ging er dann nicht einfach? Ich musste hier sein, er aber nicht.
Irgendwie beschäftigte mich diese Frage dann doch, aber insgeheim war ich amüsiert darüber, etwas Gesellschaft zu haben, auch wenn ich darauf verzichten konnte.
Leicht grinsend näherte ich mich erneut dem Schüler und drückte ihn an die Wand.
"Ich hab keine Hilfe verdient, da hast du Recht... Ich brauche auch keine. Ich habe so vieles nicht verdient, dennoch bin ich hier..." hauchte ich mit einer recht tiefen Stimme.
Während ich sein Gesicht so musterte, wanderte mein Blick zu seinen Ohren.
In der nächsten Sekunde packte ich eines seiner Ohren, zerrte jedoch nicht daran, sondern wollte nur einmal fühlen, ob sie echt waren.
"Was bist du für eine Hunderasse?"

Schlagfertig war er ja. Immerhin stellte er sich mir gegenüber.
Dass er jedoch anfing, tierische Geräusche von sich zu geben, fand ich lustig. Ich grinste breiter und massierte weiterhin sein Öhrchen, welches recht flauschig war. Nekomimi...
Die sagten mir viel was.
Dann fiel mir etwas fieses ein.
Ich blickte über seine Schulter, lehnte mich an ihn und ließ meine Hand an seinen Hintern entlang wandern, bis ich seinen Schweif spürte und zog leicht daran.
Er war wahrhaftig ein Tiermensch. Und auch der Schwanz war recht flauschig.
"Also ein kleines Streunerkätzchen?" fragte ich rau hauchend.

"Wieso sollte ich? Du kommst hier rein, fragst, ob ich Hilfe brauche... Total schutzlos und unschuldig... du stehst hier, obwohl ich deine Hilfe nicht gebrauche, gehst nicht weg oder so... Nein. Du bleibst hier... also wirst du die Konsequenzen tragen müssen." erklärte ich mit einem ernsten Ton, als wäre es selbstverständlich etwas normales, dass ich ihn gerade so berührte.
Aber sein Miauen machte mich ein wenig an. Ja, es ließ in mir eine Hitze aufsteigen. Ich war nicht direkt vom anderen Ufer, aber es schadete nichts, wenn ich auch an Jungs Interessen hegte.
Breit grinsend drückte ich ihn fester an die Wand, den Blickkontakt haltend.
"Warum wehrst du dich nicht? Kannst du es nicht... oder..."
Ich flüsterte in seinem Ohr:
"willst du es nicht?"

"Du willst nicht? Interessant..." murmelte ich breit grinsend.
Es machte mich irgendwie an, wenn er so herumstöhnte, es gab mir das Gefühl, ihm haushoch überlegen zu sein.
Gerade wollte ich weitergehen, als dann eine mir sehr vertraute Stimme, die ich mir eigentlich sonst immer in einem nervigen Unterton anhören musste, hinter mir erklang.
Ich musste mich nicht umdrehen, um zu sehen, wer es war.
Mit den Augen rollend ließ ich etwas von dem Schüler ab.
"Und was ist mit dir? Flatterst hier herum und versuchst die Wünsche anderer zu erfüllen, kleine Fee~!"
Damit neckte ich Yosei gerne.

Ich drehte mich zu Yosei um und bedachte sie mit einem etwas verstörtem Blick.
"Das, was ich mir immer wünsche: Sauberkeit und Ruhe in dieser gottverdammten Einrichtung!" knurrte ich nur und stemmte die Hände in die Hüfte, vom Tierjungen abgelassen.
"Aber leider bist du ebenso nervig~!"
Zwar kannte ich Yosei richtig lange und sie war auch einer der wenigen, die ich ziemlich leiden konnte, was jedoch nicht immer danach aussah.
Ich hob eine Augenbraue, als sie den Jungen ansprach.
"Hast du überhaupt etwas in deiner Sammlung AUßER Vampir und Menschenzähnen?" wollte ich wissen. Und seit wann sammelte sie überhaupt Zähne? Und wieso nannte sie sich Zahnfee? Hatte ich was verpasst? Irgendwie zog ich meine Brauen zusammen und beobachtete die beiden.

"Tch..." gab ich von mir und verschränkte die Arme vor der Brust.
Da hatte er gut reden können.
"Dann frag mich doch nicht, was ich mir wünsche, du Quarknase~!"
zischte ich nur und blickte nun abwechselnd zu ihr und zu dem Jungen.
Jetzt stellte er meine Logik infrage.
Wenn ich ehrlich war, war die gesamte Akademie total unlogisch. Vor allem diese Fee...
Seufzend lehnte ich mich an die Wand.
Stimmt, sein Name war nie gefallen.
Und ich sollte ja wissen, wenn ich schon jemand anmachte, dass ich dessen Namen wusste.

Ich hob eine Augenbraue, als der Kleine seinen Namen nannte.
Konoe...
"Klingt wie ein Mädchen..." knurrte ich ehrlich.
Zudem sah er auch aus wie eins. Männlich war er definitiv nicht, also nach Außen hin.
Er wirkte recht schwach und zierlich, hatte dennoch den Mut, sich mit mir anzulegen. Den sollte ich im Hinterkopf behalten, wer weiß, zu was das scheinbare Unschuldslamm noch fähig war. Ein Grinsen schlich sich auf meinen Lippen, als sich Yosei vorstellte und mich gleich mit in einer ironischen Form.
Ich hob meine Hand.
"Yo~" begrüßte ich ihn.
"Also Kitty-chan" Diesen Namen betonte ich noch extra.
"Willkommen in der Akademie, vielleicht werden wir sehr viel Spaß haben!" sagte ich mit einem Hauch von Zweideutigkeit, die ich aber nicht direkt ernst meinte.
Dann wandte ich mich wieder an Yosei.
"Und du? Hast du dermaßen Langeweile, dich hier im Schulgebäude aufzuhalten und die Klassenräume abzusuchen?"