Terasse nähe des Rosengarten´s

Ich streifte durch die Gegend.
Der Rosengarten war das Schönste in dieser Gegend. Es war teilweise normal und doch unnatürlich. Diese unnatürliche Schönheit ließ ich ruhig werden.
Denn sonst waren meine Gedanken immer verhasst gegenüber den anderen Mitschüler.
Ich hasste sie. Sie waren laut und behandelten die Blumen wie Müll.
Am liebsten würde ich sie alle einfach...
Ich blickte auf und sah auf der Terrasse Jessica sitzen.
Eigentlich mochte ich sie.
Aber es würde sie vielleicht verletzen, wenn ich mich ihr näherte, also wollte ich mich davon schleichen, doch wie es der Zufall nun mal wollte, trat ich gegen eine Mülltonne, welche mit einem Krach umfiel und mich somit zusammenzucken ließ.

Ich zuckte erneut zusammen, als Jessica mich ansprach.
Leicht schluckend drehte ich mich um und erblickte die Blondine.
"Hallo." meinte ich dann ernst.
Gefühle wollte und konnte ich nicht zeigen.
Ich senkte kurz den Blick, ehe ich dann emotionslos aufsah.
"Ich mag Rosen... deswegen halte ich mich hier auf... Wie ich sehe... scheinst du sie auch zu mögen."
murmelte ich leise.
Irgendwie konnte ich ihr nicht direkt in die Augen sehen, aber dennoch fühlte ich mich wohl bei ihr.

Ich schwieg weiterhin.
Dass sie auch Rosen mochte...
Es war eigentlich zu erwarten, dass hübsche Mädchen Rosen mochten.
Man schenkte den Mädchen meistens Rosen, um die Zuneigung zu präsentieren.
Dann fragte sie mich was.
"Wegen was sollte ich sonst hier sein?" wollte ich wissen.
Ich wusste nicht, dass es sie womöglich verletzen würde, so wie ich es sagte.
Auf eine Rose zugehend und diese streichelnd, sprach ich weiter.
"Ich mag Rosen... Sie sind still..." murmelte ich leise.
Doch irgendwie sprach ich weiter, auch wenn ich es nicht wollte.
"Aber es ist nicht schlecht, Gesellschaft zu haben..." sagte ich und ließ die Blüte los.
"Sobald der Unterricht anfängt, geht der Lärm wieder los..."
Im Gegensatz zu meinem Bruder und meinem Cousin hasste ich den Lärm wirklich. Das Gerede der Schüler, die Lästereien, alles ging mir auf die Nerven.

Ich blickte zu ihr. Irgendwie wirkte sie traurig.
Hatte ich etwas falsches gesagt?
Dann sprach sie über den Unterricht.
Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. Sie schaffte es jedesmal, mich zum Lächeln zu bringen, aber langsam gewöhnte ich mich daran, denn bei ihr fühlte ich mich schon wohl.
Sie fragte mich um einen Spaziergang.
Ich nickte.
"Gerne..." murmelte ich, trat zu ihr und ging neben ihr her.
Wir schwiegen zuerst.
Es war wunderschön, besonders auch mit ihr zusammen.
Wir streiften durch die Rosenhecken und ich genoß den Anblick.
Mein Blick schweifte zu Jessica, die wirklich wunderhübsch aussah, während die Rosen um ihr herum waren.

Ich nickte ihr nur entgegen.
Denn abschlagen konnte ich ihr nichts.
In dem Sinne würde ich ihr sogar dienen wollen, aber Gefühle zeigen?
Ich würde sie nur verletzen.
Allein wegen meiner Unfähigkeit, Gefühle zu zeigen, verletzte ich sie.
Ich nickte auf ihre Frage entgegen und starrte auf eines der Hecken.
Ich löste mich von ihr und ging zu einer Hecke. Dort strich ich eine richtig wunderschön aufgeblühte Rose, die ich dann abpflückte und mich zu Jessica umdrehte.
"Dennoch sterben Rosen... egal ob man sie pflückt oder sie dran lässt... Es ist nur eine Frage der Zeit..." murmelte ich, sah auf, trat zu ihr und steckte ihr die Rose ins Haar.
"Deswegen sollte man die Gelegenheit nutzen, mit ihnen etwas sinnvolles zu machen."
Es wunderte mich, das ich so viel sprach, aber es war die Wahrheit.
Ich hoffte nur, sie lächelte dann mehr.

Ich schwieg dann anschließend wieder und betrachtete ihr Gesicht.
Sie war wirklich hübsch. Und es tat mir selbst sogar weh, nicht der Richtige für sie zu sein. Ich wünschte nur, sie würde einen besseren Mann finden, mit dem sie auch richtig glücklich werden konnte.
"Ich bin nur ein Möbelstück..." murmelte ich abwesend und starrte auf den Boden.
Diese spezielle Bezeichnung hatte ich bekommen und seit langem trug ich diese mit mir herum.

Ich hatte meinen Blick noch immer gesenkt, als Jessica mich auf einmal umarmte.
Ganz leicht spürte ich eine Hitze in meinen Wangen aufsteigen. Was war das?
Mein Herz schlug schnell, sodass es mich beinah umhaute.
Dieses Gefühl kannte ich nicht. Es wirkte zwar nicht anders als das, was ich immer fühlte, wenn Jessica mich sanft anlächelte, aber irgendwie war es wiederum ganz anders.
Ich schluckte leicht, legte zögernd meine Arme um ihren zierlichen Körper.
"...O-Ojou-sama?" fragte ich leise.
Was hatte sie denn? Weinte sie? Hatte ich wieder was falsches gesagt?
Dass ich mich dauernd als Möbelstück bezeichnete, müsste sie doch von mir gewöhnt sein. Und warum war ich so panisch?

Ein Mensch.
Jessica war die einzige, die auf mich einredete,
ich sei ein Mensch.
Dabei war ich kein Mensch. Ich war ein Dämon. Aber dies wollte ich auch nicht sein.
Aber ich sagte ihr auch nichts davon. Niemand wusste es. Manche wussten, dass Kaoru einer war, aber mich stuften sie nicht in dieser Kategorie ein.
Ich sah in die Augen meines Gegenüber und versank darin.
Sie würde mich hassen, wenn sie die Wahrheit über mich herausfand.
Ich wollte zurücklächeln... doch es gelang mir nicht.
Stattdessen schloss ich die Augen.
"Ja... es ist nichts." murmelte ich nur.

Ich bekam eine Gänsehaut, als sie mir über die Wange strich.
Sie war so sanft.
Ich hatte sie nicht verdient.
Ich schluckte stark, ehe ich den Kopf senkte.
Vielleicht sollte ich sie von mir stoßen, damit sie sich von mir abwandte... Doch irgendwie wollte ich es nicht. War es Egoismus?
Dabei liebte ich es alleine zu sein. Leise seufzte ich, ehe ich ihre Hand packte und mit dem Daumen über ihren Handrücken strich.
Ich lächelte.
"Es ist wirklich nichts... Ojou-sama..." murmelte ich und hauchte ihr einen Handkuss.

Auf ihre Bemerkung mit dem Lächeln schwieg ich wiederum.
Ihre Gefühle für mich waren offensichtlich und dennoch verstand ich nicht, warum sie so für mich fühlte.
Was wollte sie mit einem langweiligen stummen und kalten Möbel... Jungen wie mich?
Dann sah ich zu ihr auf.
"Du bist wunderschön, Ojou-sama." sagte ich nur leise und stellte mich wieder aufrecht, da ich mich leicht gebeugt hatte.
Sie verwirrt zu sehen, erheiterte mich ein wenig, aber auch nur ein kleines bisschen. Denn aufrichtig zu lachen war ich ebenfalls nicht fähig. Es war als wär ich ein kaputtes Wesen ohne jeglichen Gefühlssinn.

Ich nickte nur. Sie nahm meine Hand und bat mich, weiterzugehen.
Ich stimmte zu, denn hier herumzustehen, machte die Sache nicht leichter und vielleicht würde es uns beide ablenken.
Falsch gedacht.
Stattdessen fragte sie mich das, wovor ich eigentlich Angst hatte, dass sie es ansprach.
Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte. Vielleicht die Wahrheit, aber ich wollte ihr keine Hoffnungen machen. Nicht mit so jemanden wie mir.
Ich senkte den Blick.
"Ich bin..." Ein Möbelstück, wollte ich sagen, doch ihr zuliebe schluckte ich es herunter.
"Du weißt... dass ich allgemein keine großartigen Gefühle habe..." Außer die negativen, aber das war nur wegen meines Dämonendaseins. Doch sie kannte mich eben nur als einen schweigsamen Jungen, der sich selbst als ein Objekt bezeichnete.
"Aber..."
Ich wollte sie keinesfalls traurig machen.
"Ich mag dich..." murmelte ich.

Ich schwieg nur.
Im Moment... ich wünschte, es wäre nur eine Phase... Doch meine Gefühle würden nie wieder kommen. Zumindest kamen sie bis jetzt nicht und das seit meiner Kindheit.
dass sie ihr Lächeln behielt, baute mich auf. Ich war ein wenig zufrieden, dass sie bei mir war. Denn sie war es auch, die mein Herz erweichen ließ. Zu Kaoru war ich auch immer ganz anders, als ich von mir gab, aber jetzt standen beide auf gleicher Höhe bei mir.
Und das musste was heißen.
Ich nickte nur und wir gingen dann weiter durch die Rosen.
Die Atmosphäre war beruhigend. Kein Hass und kein Zorn lag in der Luft.
Alles war friedlich und insgeheim wünschte ich mir, dass es anhielt.